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Zitadelle Spandau, Berlin
Fort Gorgast, Kaserne, Brandenburg
k.u.k. Fort Gorazda, Kehlseite, Montenegro
Ehemalige Batterie Boutelle, San Francisco, USA
Artilleriewerk Opera 7 des Vallo Alpino, Monte Croce Comelico, Sbarramento Alto Padola Cresta di Vallorera, Karnische Alpen, Italien
Erhaltene Fassade des nach 1945 gesprengten Flakturmes im Humboldthain, Berlin
38,1 cm Kanone der 43. Batería Punta Paloma Alta, Tarifa, Spanien
Postazione M2 des neuen Vallo Alpino, Passo di Tanamea, Italien
Bogendeckung für Kampfflugzeuge auf dem ehemaligen sowjetischen Flugplatz Brand, Brandenburg

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Am Wall

Am Wall 89 - Ein Vergleich: Pula

Bunkerturm aufgetaucht – Westwall Sonderkonstruktion bei Kasernenabriss freigelegt, 1

Erkundung des Minengangsystems der Lünette Josef in Mainz, 4

Bericht zur Exkursion der Fachgruppe VI (Maginotline) am 18.10.2014 in den Festungsabschnitt Thionville, 8

Fünf Tage Hexenkessel PULA – eine etwas ungewöhnliche Studientour nach Kroatien, 15

Einzelreisende erleben mitunter die gleiche Gegend doch wieder ganz anders! Ein Vergleich: Pula, 19

BÜCHER FÜR DEN FESTUNGSFORSCHER, 23

– Die Gladbacher Stadtbefestigung. Die Verteidigungsanlagen in Gladbach vom befestigten Münsterberg bis zur Fortifikation des Dreißigjährigen Krieges

– El patrimonio fortificado pirenaico

– Vier Raben und eine Zitadelle. Als Wesel eine Festung war

– Die Bombardierung Bonns 1689, Untertitel „Bonn als Festung“

– Die Sperrstellen im Schwarzwald – Die Anfänge des Westwallbaus im Schwarzwald

– Hornisgrinde – Die Wehrgeschichte eines Schwarzwaldberges

Hrad Nejdek (= Burg Neudeck), 26

1854: Eine Flesche in der Hasenheide, 28

Kuriose eiserne Festungs– oder Belagerungsmörser – gleiche Modelle?, 30

Die „Meding–Schanze“ in Halberstadt – ein Memorial der besonderen Art aus Anlass des 100–jährigen Gedenkens zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, 31

Hilfe, ich habe Festungsreste gefunden, 34

Der Westwalltag 2014 im Hürtgenwald, 35

Die Webseite des Studienkreises Interfest im neuen Layout seit September online, 36

 

Ein Vergleich: Pula

Text und Bilder E. Ritterbach


Kurzer Einblick in die Geschichte der Stadt

Die frühesten Spuren einer Besiedlung wurden wohl vor ca. 35.000 Jahren hinterlassen. Die Histrer, ein illyrischer Volksstamm, errichteten um 1700 v. Chr. erste Befestigungen ungefähr beim heutigen Kastell. Pula taucht auch in griechischen Legenden unter dem namen "Polai" (Flüchtlinge) auf. Die Histrer wurden dann 177 v. Chr. durch römische Truppen besiegt und ca. 100 Jahre später erhielt das heutige Pula den Status einer römischen Kolonie. Das bedeutendste und auffälligste Erbe der Römerzeit ist sicherlich das berühmte Amphitheater, das gut erhalten ist. Nach dem Ende der römischen Herrschaft im Jahre 476, gehörte Pula zum Gebiet von Ravenna, bis 788 das Frankenreich die Kontrolle übernahm. Bis 1331 dauerte diese Epoche, in der unter anderem der Hafen weiter ausgebaut wurde. Danach gehörte Pula bis 1797 zu Venedig und wurde mehr oder weniger ausgebeutet. Erst unter österreichischer Herrschaft wuchs Pulas Bedeutung, vor allem weil der Hafen kriegstechnisch günstig lag. 1876 entschied der Kaiserhof in Wien, dass eine Bahnstrecke Wien-Pula gebaut werden sollte, die zuerst über den Umweg Ljubljana, nach 1911 dann aber direkt verlief.

Vom ersten Weltkrieg bis 1945 fiel die Stadt mit dem Vertrag von Rapallo an Italien und wurde 1947 an Jugoslawien (unter Tito) übergeben.

Festungen in Pula:

Das Kastell

Die Festung aus dem 13. Jh. steht auf einem der "sieben Hügel" der Stadt, wo die ersten Siedlungen der Histrer vermutet werden. Das Kastell wurde nie vollendet und besteht aus einem Aussichtsturm, Wehrmauern, vier Bastionen und einer Zugbrücke. Die heutige Form des Kastells ist stark von Veränderung zu venezianischen (1630) und österreichischen Zeiten (1830) geprägt. Von den Mauern aus hat man eine herrliche Sicht über die gesamte Umgebung.

Die Stadt Pula mit ihrer 3.000 Jahre alten Geschichte ist mit ihren kulturgeschichtlichen Sehenswürdigkeiten weltweit bekannt. Nennen wir nur das sechstgrößte Amphitheater weltweit, die Arena, oder das Doppeltor, den Augustus-Tempel, das ausgezeichnet erhaltene römische Forum oder den Stadtpalast, doch der Öffentlichkeit ist in der Regel das Erbe der Österreichisch-Ungarischen Monarchie aus dem 19. und dem Anfang 20. Jahrhunderts, das zweifellos einen bedeutenden kulturell-historischen Wert darstellt, weniger bekannt.

Es handelt sich eigentlich um die ganze Stadt Pula, die im Zeitraum vom 1820 bis 1916 architektonisch als eine Stadtfestung errichtet wurde. Einst der Haupthafen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, wurde Pula und seine Umgebung mehr als ein Jahrhundert lang von 26 riesigen Festungen oder Fortifikationen, acht Kanonenbatterien, sechzig anderen Batterien, Schanzen, unterirdischen Tunnels und viele anderen interessanten Bauten geschützt.

Der Außenring der Festungen von Pula erstreckt sich auf 40.000 Hektar und die Legende sagt, dass alle Festungen mit einem Netz unterirdischer Tunnel verbunden wurden. Besonders kurios ist die Behauptung, dass auch die Festung Marija Luisa auf Muzil mit der Festung auf der Insel Brijuni durch einen Unterwassertunnel verbunden wurde.

Die Aufgabe der Festungen war, die Stadt vor Angriffen vom Meer her zu schützen aber sie wurden so gebaut, dass auch ein Angriff von Land her abgewehrt werden konnte. Deswegen hatten die meisten einzelnen Forts eine Kreis- oder Ringform, so dass die Granaten abprallen konnten und gleichzeitig eine Rundumverteidigung möglich war. Alle wurden auf die Küste überhöhenden Positionen errichtet, vor allem auf isolierten Felsvorsprüngen.

Die Festungen von Pula und seiner Umgebung dienten nie der Stadtverteidigung, obwohl einige Daten zeigen, dass zum Beispiel 1915 die Garnisonbesatzung aus bis zu 1.410 Offizieren und etwas mehr als 51.000 Soldaten bestand. Wahrscheinlich auch wegen der Tatsache, dass die Festungen nie angegriffen wurden, hat Pula heute seinen insgesamt gut erhaltenen Baukörper bewahren können, der dank vor allem zahlreicher Enthusiasten allmählich revitalisiert wird und in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen wird. Die Festungen erhalten langsam ihre neue, der heutigen Gesellschaft angepasste Verwendung.

Machen wir gemeinsam einen Spaziergang durch einige Teile der Festung:

Monsival ist ein Hügel im touristischen Teil der Stadt und auf seiner Spitze befindet sich Fort Bourguignon, ursprünglich Fort Monsival genannt. Die Festung wurde von 1861 bis 1866 als ein kreisförmiges, zweistöckiges Gebäude mit kleinem, kreisförmigem Hof im Zentrum gebaut.


Fort Bourguignon, der seinen Namen nach dem erstem Kommandanten des Arsenals, dem belgischen Grafen im Dienst der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, bekam, ist ein gutes Beispiel der Anpassung österreichischer Festungen an Kultur und Unterhaltung, ohne den Bau-, Architektur- und Denkmalwert zu beeinträchtigen.

In den letzten Jahren wurden in dieser Festung Konzerte, Performances und Techno-Partys veranstaltet. Falls Sie das oben Erwähnte nicht interessiert, und Sie vielleicht Ihren Urlaub in den bekannten touristischen Villen und Ferienwohnungen auf Zlatne stijene über dem Stadtstrand in Pula verbringen, machen Sie einen kleinen Spaziergang bis zum Hügel Monsival, und schauen Sie in die Innenräume von Fort Bourguignon.


Auf der Halbinsel Verudela, bekannt durch ausgezeichnete Hotels und Anlagen, wo viele Touristen ihren Urlaub verbringen, befindet sich die Uferfestung Verudela. Sie wurde wie andere Festungen in Pula im Zeitraum von 1881 und 1886 gebaut.

Unter der Herrschaft der Österreichisch-Ungarischen Mo-narchie war sie bis1918, danach geht sie in die Hände italienischer Streitkräfte über. Leider verlor sie dann ihr fortifikatorisches Aussehen, weil von der Festung alle Metallobjekte samt den imposanten Kanonen entfernt worden sind. Nach dem Untergang von Italien wurde die Festung von deutschen Streitkräften genutzt und nach 1945 war sie im Besitz der Jugoslawischen Volksarmee.

In den 50er Jahren beschloss die Armee, dass sie die Festung nicht mehr brauchte und übergab sie der Stadt Pula, die sie wiederum in das Eigentum eines Touristikunternehmens übertrug, das in ihren Räumen Geschäfte, einen Frisörsalon, ein Restaurant und eine Diskothek eröffnet.

Viel später, etwa ab dem Jahr 2002, wird die Festung vom Aquarium Pula übernommen und dieser Raum ist wegen seiner interessanten Ausstellungen wirklich sehenswert. Die Ausstellung von Aquarium stellen rund 50 Wasserbecken im Erdgeschoß, in der Schanze und im ersten Stock der Festung Verudela dar.

Im Rahmen eines Besuchs des Aquariums gibt es die Möglichkeit, sich auch die Festung mit gut erhaltenen Räumen und Tunnels, die Fotoausstellung über andere Festungen von Pula sowie eine Ausstellung der Arbeiten des Internationalen Workshops für Fortifikationsarchitektur anzuschauen.


In dem Stadtviertel Vidikovac, wo vor 1978 eine große Wohnanlage mit mehr als tausend Wohnungen gebaut wurde, steht die Festung Casoni Vecchi oder das Fort Monteparadiso.

Die Festung wurde natürlich 1853 von der k.u.k. Monarchie zum Schutz des Haupthafens als seiner Kriegsmarine gebaut. Die Festung hat 16 Kasematten, von denen nur eine nicht als Kanonenplatz gedient hat. Das Fort war auch rückseitig für den Nahkampf ausgerüstet und seine Verteidigung sicherten zwei bewegliche Brücken sowie die um-gebenden Schanzen. Die Festung wurde aber 1992 von jungen Leuten vom später „Monteparadiso" genannten Verein „erobert".


Fort Punta Christo wurde Ende 19. Jahrhunderts von Österreich zum Schutz des Haupthafens seiner Kriegsmarine gebaut. Sie befindet sich auf 45 m Meereshöhe und der Blick erstreckt sich auf den Eingang in die Pulaer Bucht, den Hafendamm und von der anderen Seite auf Muzil und Brijuni. Die Festung wird von einer tiefen Schanze, über die drei Eingänge führen, geschützt und im Inneren befinden sich drei Höfe, aus denen man in die unterirdischen Teile dieses Bauwerkes gehen kann. In der Festung gibt es mehr als 270 Räume und sie erstreckt sich auf über 10.000 Quadratmeter.

Dank einer privaten Gruppe aus dem Verein "Punta Christo" wurde die Festung hingerichtet und dort können Programme veranstaltet werden. Zuletzt fand hier eine Halloween Party statt. Im Sommer werden in der Festung Kulturprogramme, Konzerte, Ausstellungen usw. veranstaltet. Sie ist eine der schönsten Fortifikationen in Pula.

Fort San Giorgio oder Festung Sv. Juraj befindet sich auf dem Hügel Monte Ghiro in der unmittelbaren Nähe des Stadtfriedhofes. Wie viele andere Festungen ist sie kreisförmig mit einem Durchmesser von 35 m, wurde aus Stein gebaut, mit rundem Hof und einer Zisterne in der Mitte. Von der Festung hat man einen interessanten und ungewöhnlichen Blick auf die Stadt.

In der unmittelbaren Nähe von Arena auf dem Hügel Monvidal befindet sich die gleichnamige Festung, die nach dem Abzug der Österreicher ihre ursprüngliche Aufgabe der Stadtverteidigung mehrmals wechselte. Das Fort Monvidal diente nachdem es Ende 60er Jahre des letzten Jahrhunderts von der Armee verlassen wurde, zunächst als Buchhandelslager, danach wurden seine Räume auch von einer Kunststofffirma genutzt.

Am Bau der Festung Monvidal nahm die Steinmetzwerkstatt der Familie Valli teil, die auch an vielen anderen Bauwerken in Pula gearbeitet hat. Von ihr wurde später auch der zerstörte Bogen von Arena repariert.

Fort Stoja befindet sich auf der gleichnamigen Halbinsel und wurde wie die Reihe anderer Festungen ab 1884 von Österreich errichtet. Diese Festung schützte den südlichen Zugang in den Hafen von Pula und ist mit einer zusätzlichen Schutzmauer umgeben.

Auf der Halbinsel Muzil, die jahrelang ausschließlich der Armee und den Soldaten diente, hat sich die auch den Einheimischen weniger bekannte Festung Fort Marie Louise erhalten.

Sie wurde als wichtige strategische Position 48 m über Meershöhe zur Verteidigung des Ankerplatzes des bekannten k.u.k.-Hafens gebaut und wird als eine der größten Festungen dieser Art an der Adria angesehen. Letzten Sommer wurde in dieser Festung der Internationale Architektenkongress veranstaltet, doch die Festung selber wartet noch darauf, in ihrer eigentlichen Bausubstanz wiederentdeckt zu werden.

Fort Turtian liegt heute neben der autobahnähnlichen Ortsumgehung Pulas und wird von der „Udruga Turtian“ betreut, bzw. es wird versucht die Anlage vor dem Verfall zu retten.




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